Kind
INTERPRETATION


Kind/klein, Harmosigkeit, Verspieltheit, Unerfahrenheit, Anfang


Die Bedeutung: Das Kind ist eine der Karten, die am häufigsten als Repräsentantin für eine Person benutzt werden. Der erste Absatz meiner Interpretation beschäftigt sich ausschließlich mit dieser Beutungsdimension. Die anderen Absätze beschreiben allesamt Attribute oder abstrakte Konzepte, die von Eigenschaften, die kleinen Kindern eigen sind, abgeleitet sind.

Kind / junge Person: Die erste Deutung des Kindes ist wörtlich. Die Karte kann ein Baby repräsentieren, ein Kleinkind, Kind, oder Enkelkind - sogar die bereits erwachsene Tochter, den bereits erwachsenen Sohn von jemandem. Das Kind kann auch eine Person repräsentieren, die signifikant jünger ist als die Fragestellerin. Und manchmal steht das Kind nicht für eine Person, die biologisch jung ist, sondern deren Verhalten, Denken oder Fühlen eben sehr kindlich oder kindisch ist. Und manchmal, wenn der Kontext es nahelegt, deute ich das Kind als das innere Kind der Fragestellerin.

Klein / zerbrechlich / harmlos: Eine der offensichtlichsten Eigenschaften unseres Nachwuchses ist, dass er physisch kleiner ist als wir selbst. Das Kind steht daher für alles, was klein ist - körperlich, aber auch was Menge betrifft, oder sogar Relevanz. Die Karte kann sagen, dass etwas zerbrechlich ist, schwach, sensibel, verletzlich. Sie kann für für Wehrlosigkeit stehen und Harmlosigkeit. Manchmal weist das Kind darauf hin, dass etwas verharmlost wird, verniedlicht wird, kleingeredet oder bagatellisiert wird. Und verwandt mit alldem vorangehenden ist Niedlichkeit. Wir sind genetisch darauf programmiert, kindliche Charakteristika als "süß" zu empfinden. Auch dafür steht also das Kind.

Jungend / Frische / Neuheit: Ein weiteres wichtiges Charakteristikum von Kindern ist, dass sie jung sind; dass sie (im Vergleich zu Erwachsenen) noch nicht lange existieren. Daher steht das Kind fr alles, was jung ist, aber auch für Frische, für Neuheit(en). In diesem Sinne kann man die Karte auch als ein Novum lesen, oder als Innovationen.

Neugierde / Staunen / Spiel: Im ersten Absatz erwähnte ich kindliche bzw. kindische Fühl-, Denk- und Verhaltensweisen. Dazu gehören Neugierde und Staunen - generelle Offenheit für alles, was einem begegnet, Wissbeierde und Spaß am Ausprobieren. Und das Kind kann auch als alles interpretiert werden, das mit Spiel zu tun hat. Es kann tatsächliche Spiele repräsentieren, spielerisches Verhalten und - vor allem in Kombination mit dem Klee - die Unfähigkeit, ernsthaft zu sein bzw. etwas ernst zu nehmen.

Unerfahrenheit / Arglosigkeit / Naivität: Umso jünger ein Kind ist, desto unerfahrener ist es. Das Kind steht deshalb für Unerfahrenheit, und für den Bedarf nach freundlich-unterstützender Führung und Hilfestellung. In manchen Legungen weist das Kind darauf hin, dass wir noch nicht ausgerüstet sind, etwas selbst in Angriff zu nehmen. Über ihre Unerfahrenheit hinaus (bzw. aufgrund ihrer Unerfahrenheit) sind die meisten Kinder auch verhältnismäßig arglos. Sie sind unschuldig, rein in der Hinsicht, dass sie (hoffentlich) noch keinen Grund haben, etwas schlechtes von der Welt anzunehmen. Deshalb ist Naitivät eine andere sehr angemessene Interpretatin dieser Karte, so wie auch Arglosigkeit und Beeinflussbarkeit.

Unreife / frühe Entwicklungsstufe(n) / Anfang: Kindheit ist die früheste Phase unseres Lebens. Es ist die Zeit, in der unsere Körper, unser Fühlen und Denken sich noch entwickeln. Daher steht das Kind nicht nur für Unreife, sondern auch für die erste Phase oder zumindest für frühe Phasen von Entwicklungen oder Prozessen. Die Karte kann sagen, dass sich etwas bereits entwickelt, sich aber noch eine ganze Weile weiter entwickeln wird. Sie kann sagen, dass wir am Anfang stehen, oder dass etwas erst beginnt. In einem etwas "kondensierteren" Sinn repräsentiert das Kind alle Anfänge selbst. Und manchmal macht es uns den Vorschlag, den ersten Schritt zu machen, etwas zu initiieren.

See also the annakblogs article >> So, is the Child a positive or negative card?


Das Bild: Meine erste Version des Kindes war deutlich weniger rüschig und schleifig. Ich persönlich kann Rüschen und Schleifen nicht ausstehen; ich würde sie nie selbst tragen oder ohne expliziten Wunsch von ihm einem Kind anziehen; "putzig" entspricht mir nicht. Aber die Illustration des Kindes fühlte sich unstimmig, völlig unemotional an, bis ich die Rüschen und Schleifen hinzufügte. Denn immerhin dreht sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bedeutung dieser Karte um Schwäche, Harmlosigkeit und Niedlichkeit. Das alles war nicht sicht- und fühlbar, bis die Rüschen da waren. Ich fügte Niedlichkeit und Harlosigkeit hinzu, indem ich tatsächliche Rüschen hinzufügte, so, wie ich etwas verniedlichen oder verharmlosen würde durch das Hinzufügen von metaphorischen Rüschen.
Was auch der Erwähnung wert ist, ist, dass mein Kind (noch ein Kleinkind) an der Kante seines Gitterbettes im Kindrzimmer steht und zu einem offenen Fenster hinzeigt. Dass es zum offenen Fenster hinzeigt, war sehr wichtig für mich. Als ich mir ein Kind vorstellte, das ganz zufrieden und zurückgezogenen nur mit seinem Spielzeugt beschäftigt war, konnte ich keinen Anfang sehen, nicht die erste Phase einer Entwicklung, keine Initiierung. Ich sah nur einen Schnappschuss, einen isolierten Moment. Indem mein Kind zum offenen Fenster hinzeigt, macht es den ersten Schritt hin zur noch unbekannten Außenwelt. Es ist offensichtlich neugierig darauf, bereit zu forschen. Andererseits sieht es aber auch über seine Schulter zurück, so, als wolle es die Betrachterin nach Führung, Hilfe oder Erlaubnis fragen. Als Betrachterin wiederum fühlt man möglicherweise den Implus einzugreifen, die Forschung des Kindes aufzuhalten. Denn um das Fenster zu erreichen, ist das Kind bereits auf das Geländer seines Gitterbettes hinaufgeklettert. Der leere dunkle Raum davor und darunter scheint uns gefährlich - das Kind könnte in seiner Unerfahrenheit fallen und sich wehtun!
Zuletzt: Für die Bedeutungsdimension der Verspieltheit (und etwas mehr Leichtigkeit im Bild) fügte ich noch ein graziles Mobile hinzu, ein Schaukelpferd und den Plüschhasen, den das Kind fest in der Hand hält.  
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