Hund
INTERPRETATION


Freundschaft, Loyalität, Unterstützung, Abhängigkeit, um Erlaubnis fragen  


Die Bedeutung: Vielen KartenlegerInnen genügt es, den Hund mehr oder weniger ausschließlich als Freund, Loyalität oder Unterstützung zu deuten. Ich benutze diese Interpretationen ebenfalls, aber auch noch einige mehr. Sie sind alle von der Tatsache abgeleitet, dass Hunde (im Gegensatz zu den eher selbstgenügsamen Katzen) auf enge soziale/emotionale Bindungen zu anderen Hunden oder Menschen angewiesen sind, um zu gedeihen. Hunde sind ihren BesitzerInnen gegenüber nicht nur loyal; sie sind auch von ihnen abhängig.

FreundIn / Gefolgsperson / HelferIn: Zuallererst repräsentiert der Hund eine Person, die sich uns gegenüber auf die eine oder andere Art freundlich verhält. Dabei kann es sich um jemandem handeln, dem wir in Freundschaft verbunden sind, oder aber einfach eine freundliche Person, die erst vor kurzem in unser Leben getreten ist. Traditionell wird der Hund auch als Angehöriger eines Gesundheitsberufs gedeutet. Ich selbst interpretiere ihn eher als HelferIn, UnterstützerIn oder, im beruflichen Umfeld, als AngestellteR. Der Hund kann eine Person repräsentieren, die auf die eine oder andere Art, in einer offiziellen Rangfolge oder aufgrund ihrer Persönlichkeit, uns gegenüber eine untergeordnete Position einnimmt, also z.B. AnhängerIn, Gefolgsperson. Der Hund kann für eine Person stehen, die sehr unterwürfig oder uns extrem treu ergeben ist. Abhängig vom Kontext kann es aber auch sein, dass wir selbst diese Rolle jemand anderem gegenüber einnehmen!

Freundschaft / Loyalität / Unterstützung: Wenn er nicht gerade eine Person repräsentiert, steht der Hund für Freundschaft selbst, für das Schließen von Freundschaften, für freundliches Verhalten. Und er steht für eine Disposition, die wir von unseren FreundInnen erwarten: Loyalität. In vielen Fällen ist Loyalität etwas positives, produktives. Manchmal kann Loyalität aber auch unangemessen oder sogar schädlich sein - zum Beispiel, wenn wir jemandem gegenüber loyal bleiben, obwohl sein Verhalten oder das Verhalten, das er von uns erwartet, unmoralisch ist. Wohlerzogene Hunde sind glücklich damit, ihren BesitzerInnen zu helfen, ihnen zu folgen. Manche Exemplare wirken so selbstlos oder getrieben unterstützend, dass es fast scheint, als hätten sie das Helfersyndrom. Man kann den Hund daher manchmal auch so interpretieren, dass jemand so sehr auf die Unterstützung anderer fixiert ist, dass er sich selbst damit schadet - oder, dass jemand sich in sein Selbstbild als selbstloser Unterstützer so verliebt hat, dass sein Helfen letztendlich egoistisch motiviert ist (und von EmpfängerInnen möglicherweise gar nicht benötigt oder sogar als lästig empfunden wird).

Hingabe / unkritische Verehrung: Viele Hunde zeigen ihren BesitzerInnen gegenüber nicht nur Loyalität, sondern auch völlige Hingabe. Auch das kann der Hund also repräsentieren: Hingabe; einen Zustand, in dem eine Person all ihren Fokus, ihr Denken, Fühlen und Handeln, auf das richtet, dem sie sich hingibt. In manchen Kontexten kann Hingabe als etwas sehr positives gesehen werden. Der Hund kann bedeuten, dass wir fähig sind, uns mit ganzem Herzen einer Sache hinzugeben, die gut für uns ist. Aber er kann auch darauf hinweisen, dass wir unfähig sind, Ideologien kritisch zu hinterfragen, dass wir zu blinder Verehrung neigen, nicht fähig oder unwillig sind, die Fehler an Personen oder Konzepten zu sehen, die wir mögen. Der Hund kann sagen, dass es uns schwer fällt, kritische Meinungen auszubilden oder selbständig, unabhängig zu denken.

Abhängigkeit / Gefügigkeit / um Erlaubnis bitten: In der Einleitung erwähnte ich, dass etwas, das Hunde von Katzen unterscheidet, die Abhängigkeit der Hunde von stabilen sozialen/emotionalen Bindungen zu anderen ist. Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum sie lenkbarer sind als Katzen. Der Hund repräsentiert auch das: Lenkbarkeit. Er steht für Gehorsam, Gefügigkeit und Abhängigkeit. Er kann auf das Bedürfnis, anderen zu gefallen, auf das Bedürfnis, gelobt zu werden hinweisen. Er kann bedeuten, dass wir den Befehlen anderer folgen, weil wir zu schwach oder unsicher sind, für uns selbst zu entscheiden. All das ist natürlich eher etwas negatives. Aber im richtigen Maß kann die Fähigkeit, sich führen zu lassen, auch etwas sehr wichtiges sein. Der Hund kann als Hinweis interpretiert werden, dass wir anderen besser zuhören und auf sie hören sollten, dass wir andere um ihre Meinung fragen sollen, bevor wir etwas entscheiden. Und er kann uns auch sehr strikt sagen, dass wir erst um Erlaubnis bitten müssen; dass wir etwas nur tun dürfen, wenn wir die Erlaubnis haben.

See also the annakblogs article >> So, is the Dog a positive or negative card?


Das Bild: Abgesehen von seiner ungewöhnlichen Augenfarbe ist mein Hund ein typischer Berner Sennenhund - eine Rasse, die schon viele andere Lenormand-KünstlerInnen wählten. Berner Sennenhunde sind besonders freundlich und hilfreich. Sie sind auch physisch sehr stark, werden für eine ganze Reihe von Hilfsoperationen eingesetzt. Traditionell wurden sie als Lasttiere eingesetzt, zogen Wägen und Schlitten; heute sind sie oft als Rettungshunde zu sehen. Allerdings wollte ich nicht, dass mein Hund ausschließlich Hilfsbereitschaft und Loyalität ausdrückt. Ich wollte auch das Bedürfnis des Hundes nach Führung vermitteln, sein Bedürfnis zu gefallen, seine emotionale Abhängigkeit. Ich wollte, dass mein Hund aussieht, als würde er Trennungsangst bekommen, wenn man sich zu weit von ihm entfernt. Um diese Charakteristika zu betonen, ließ ich meinen Hund sehr jung aussehen; er ist noch nicht ganz ausgewachsen. Er sitzt scheinbar genau vor uns, sieht zu uns auf mit einem eifrigen, etwas besorgten Gesichtsausdruck, als versuche er herauszufinden, was wir von ihm wünschen. Die Leine, die er im Maul trägt, sagt "Bitte führe mich!" oder, verspielter, "Lass uns zusammen etwas unternehmen!". Außerdem sieht die Leine ein bisschen wie eine Nabelschnur aus, die ihn an uns bindet, mit uns verbindet. Abgesehen von dieser Leine entschied ich mich gegen andere übliche Hundeaccessoires (Hütte, Futterschüssel, Ball etc.), damit nichts von dem wichtigsten Merkmal der Illustration ablenkt: vom direkten Blickkontakt des Hundes mit uns. Da ist nichts in der Welt, das dieser Hund lieber tun möchte als etwas für bzw. mit uns zu tun.

 
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